Abstract
In den letzten Jahren lässt sich ein besorgniserregender Trend beobachten, bei dem sich vor allem Kinder und Jugendliche in den sozialen Medien mit ihnen vermeintlich diagnostizierten psychischen Erkrankungen präsentieren, diese romantisieren oder andere dazu aufrufen, Fachpersonal zu misstrauen und zum Mittel der „Selbstdiagnose“ zu greifen.
Diese Arbeit bietet einen Überblick über dieses Phänomen, analysiert die Problematik und bietet einen Ausblick für die Zukunft.
Als Methode wurden mehrere Primärstudien analysiert und ihre Erkenntnisse dargelegt, um einen Erklärungsansatz für die Ursache für den Anklang von Romantisierungen psychischer Erkrankungen in sozialen Netzwerken zu liefern und Handlungsempfehlungen im Umgang mit Patienten des Kindes- und Jugendalters, die sich aufgrund von Einflüssen sozialer Netzwerke selbst eine Diagnose gestellt haben, zu geben.
Die Analyse ergab, dass die Repräsentation von psychischen Erkrankungen in sozialen Medien eine äußerst komplexe Dynamik aufweist. Sie umfasst die romantisierte Darstellung von Krankheitsbildern, die Verbreitung von gesundheitsbezogenen Fehlinformationen sowie die Beeinflussung der Wahrnehmung psychischer Erkrankungen durch Kinder und Jugendliche. Eine immer stärkere Verbreitung des sogenannten Münchhausen by Internet Phänomens kann beobachtet werden.
Basierend auf den Erkenntnissen dieser Arbeit werden Empfehlungen zum Umgang mit Betroffenen von Münchhausen by Internet im klinischen Setting gemacht. Eben jene Maßnahmen sollten darauf abzielen, dem Patienten zu verstehen zu geben, dass man Verständnis für ihn hat und ihm helfen will. Auch wird empfohlen, dass mehr Aufklärung über psychische Erkrankungen, gerade bei Kindern und Jugendlichen, stattfinden sollte.
Diese Übersichtsarbeit bietet eine Grundlage für zukünftige Forschung und Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in einer digitalisierten Welt.

Zitiervorschlag:
Blohm, D. (2023). Psychische Erkrankungen und ihre Repräsentation in den sozialen Medien durch Kinder und Jugendliche: Ein besorgniserregender Trend. OpenAIRE. https://doi.org/10.5281/zenodo.8346740